Am 23. Februar 2019 besuchte ich in Ludwigshafen ein ganztägiges Seminar zum Thema „Transkreation“ und lernte dabei viel über dieses spannende Tätigkeitsfeld von besonders kreativen Übersetzern. Das Seminar wurde vom BDÜ Landesverband Rheinland-Pfalz organisiert und von Nina Sattler-Hovdar, Englisch- und Norwegisch-Übersetzerin aus Österreich, geleitet.
Inhaltsverzeichnis
Der Begriff Transkreation
Nach einer Vorstellungsrunde fand zunächst eine Begriffserklärung statt: Die Seminarleiterin erklärte, was Transkreation eigentlich ist – und was nicht.
Transkreation verbindet die beiden Dienstleistungen Übersetzen und Texten, eine umfangreiche Beratung gehört unabdingbar ebenfalls dazu. Dafür benötigt man neben der Übersetzerkompetenz auch eine Texter- und Beratungskompetenz. Schnell wurde klar, dass nicht jeder Übersetzer gleich ein guter Transkreator sein kann.
Grundlage für das Übersetzen ist der Ausgangstext, Grundlage für das Transkreieren ist das Briefing (Beratungsprotokoll mit Kundenanforderungen und -wünschen). Dabei ist Transkreation nicht weniger genau als das Übersetzen, sondern verfolgt einfach ein anderes Ziel, nämlich die gleiche Wirkung des Ausgangstextes in der Zielsprache zu erreichen, auch wenn dabei Elemente des Ausgangstextes absichtlich verloren gehen. Das Kommunikationsziel – nicht die Wörter des Ausgangstextes – spielt also bei der Transkreation eine besondere Rolle.
Transkreation ist aber auch von den Begriffen Kreativität und Texten zu unterscheiden. Beim Transkreieren wird nämlich kein origineller Text verfasst, sondern ein bestehender Text in der Ausgangssprache wird adaptiv übersetzt.
Der Transkreationsprozess
Dem folgte eine ausführliche Darstellung der Transkreation als Prozess. Dazu gehören u. A. das Briefing, die Recherchen, eine Rohübersetzung sowie verschiedene Stufen von Ideenassoziationen und Kontrollen des transkreierten Inhalts.
Die Referentin gab den Teilnehmenden zahlreiche praktische Tipps für eine gelungene Kundenberatung, die Erstellung eines Briefings und die Recherche und Sammlung von Ideen.
Ganz im Vordergrund standen dabei die Kreativitäts- und Transkreationstechniken (z. B. Mind-Mapping, Brainwriting, Swipe-Files), Beispiele und Empfehlungen aus der transkreativen Praxis sowie Herangehensweisen bei der Transkreation von PR-Texten und Werbematerialien.
Preisgestaltung bei Transkreation
Danach gab es eine lange Diskussion zur Preisgestaltung für Transkreationspejekte, zum Umgang mit Kundenanfragen und -feedback sowie zur Aufwandseinschätzung bei Transkreationsaufträgen. Zum Schluss wurden die im Voraus gesendeten Fragen der Teilnehmenden beantwortet.
Transkreation als Marktnische
Das Seminar war nicht nur inhaltlich sehr gut, sondern es hat für uns Teilnehmende eine fundierte Grundlage für den Einstieg in die Transkreation als Marktnische geschafft.
Auch für mich als juristischer und Finanzübersetzer war das Seminar extrem nützlich. Ich übersetze nämlich nicht nur rein fachliche Inhalte mit strengen terminologischen und stilistischen Vorgaben, sondern oft auch solche, die zum Image eines Unternehmens beitragen (z. B. Websites von Kanzleien) oder als PR- oder Werbematerialien gedacht sind – dabei ist eine gewisse kreative Freiheit beim Übersetzen von Vorteil.
Außerdem möchte ich in Zukunft mehr Zeit investieren in die Akquise und Erledigung von Transkreationsaufträgen ins brasilianische Portugiesisch. Nach diesem Seminar bin ich darauf gut vorbereitet.
Angaben zur Veranstaltung
Veranstaltungsart | eintägiges Seminar in deutscher Sprache |
Bezeichnung | „Translation-Transkreation: Vom Über-Setzen zum Über-Texten“ |
Veranstalter | BDÜ Landesverband Rheinland-Pfalz |
Leitung / Referenten | Nina Sattler-Hovdar |
Datum | 23. Februar 2019 |
Veranstaltungsort | Best Western Leoso Hotel • Pasadenaallee 4 • 67059 Ludwigshafen am Rhein |
Themenübersicht | • Definition von Transkreation, Unterschiede zu den Begriffen Übersetzen, Texten und Kreativität Einsatzbereiche der Transkreation • Transkreation als Prozess Kreativitäts- und Transkreationstechniken (z. B. Mikro-/Makropausen, Brainwriting, Swipe-Files, Mind-Mapping) • Empfehlungen für die Transkreation von Werbe- und imagetexten • Preisgestaltung, Reaktion auf Kundenanfragen und -feedback, Aufwandseinschätzung |